Im Jahr 1618 begann der Dreißigjährige Krieg, ein langwieriger und verheerender Konflikt, der große Teile Mitteleuropas verwüstete.
Die Altmark und damit auch der Ort Angern gerieten früh in den Fokus kriegerischer Auseinandersetzungen. Der Krieg führte zu erheblichen Zerstörungen von Infrastruktur, Bevölkerungseinbußen und langfristigen sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Region.
Die strategische Lage Angerns als befestigter Ort und Sitz lokaler Herrschaft machte die Burg und die Siedlung zu einem militärisch bedeutsamen Ziel, was sich in den folgenden Jahren, insbesondere bei den Angriffen von 1631, deutlich zeigte.
In den 1620er Jahren kam es im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zu wiederholten Durchzügen, Einquartierungen und Plünderungen durch verschiedene Truppenverbände in der Altmark.
Diese militärischen Aktivitäten führten zu erheblichen Belastungen für die Bevölkerung von Angern und der umliegenden Region. Ernteausfälle, Zerstörungen von Dörfern sowie Hunger und Krankheit waren die Folgen dieser kriegerischen Wirren.
Die instabile Lage bereitete den Boden für spätere, verheerendere Angriffe, wie den Überfall des Holkschen Regiments im Jahr 1631.
Im Juli 1631 wurde die Burg Angern im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges durch das Holksche Regiment unter dem Kommando von Heinrich von Holk, einem der berüchtigtsten Generäle des kaiserlichen Heeres, schwer beschädigt.
Das Regiment war bekannt für seine brutale Kriegführung und gezielte Strafexpeditionen gegen protestantisch geprägte Gebiete in Mitteldeutschland. Angern, eine strategisch gelegene Wasserburg, wurde Ziel eines nächtlichen Überfalls.
Auch Hauptburg, bestehend aus Palas, Ringmauer und dem markanten Bergfried, hielt dem Angriff mit Musketen und Brandwaffen nicht stand und wurde weitgehend zerstört. Archäologische Funde wie Kugeln, Kriegsgerät und menschliche Überreste im versumpften Bereich des späteren Lustgartens belegen die heftigen Kampfhandlungen.
Die teilweise Zerstörung von Burg und Ort bedeutete einen tiefgreifenden Einschnitt für die lokale Bevölkerung und die Herrschaftsverhältnisse in der Altmark. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen waren gravierend: Die Infrastruktur wurde nachhaltig beschädigt, die Bevölkerungszahl sank durch Flucht und Tod, und die Wiederherstellung von Verwaltung und Siedlung dauerte Jahrzehnte.
Die Ereignisse in Angern spiegeln die allgemeinen Verwüstungen wider, die der Dreißigjährige Krieg in großen Teilen Mitteleuropas anrichtete und die eine tiefgreifende Neuordnung der politischen und sozialen Strukturen einleiteten.
Von den Kriegsschäden erholte sich Angern nur langsam, und zeitweise lebte keine einzige Seele vor Ort. Wegen des Mangels an Arbeitskräften war Ackerbestellung unmöglich. Auch umliegende Orte wie Wenddorf, Schricke und Kehnert wurden von den Soldaten General Fuchs' vollständig niedergebrannt. Diese Ereignisse trafen Henning (III) von der Schulenburg, der in Angern wohnte, besonders hart. Dennoch blieb der Gutsherr Henning (III) von der Schulenburg mit seiner Familie bis 1637 in Angern ansässig. In den Folgejahren war der Ort zeitweise unbewohnt, und die Landwirtschaft kam zum Erliegen, bevor sich das Dorf langsam wieder erholte.
Nach ihm waren Heinrich (XI) (1621–1691), Matthias Daniel (1653–1713), Friedrich August (1672–1718) und Heinrich Hartwig (1677–1734) die Besitzer von Schloss Angern. Zwischen 1693 und 1723 gehörte auch das Lehngut Mahlwinkel zum Besitz.
Im 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert entwickelten sich aus den Vorwerken eigenständige Rittergüter, darunter Kehnert, Schricke, Detzel, Ramstedt und Ìtz.
Der Westfälische Frieden von 1648 beendete den langjährigen und zerstörerischen Dreißigjährigen Krieg, der weite Teile Mitteleuropas, darunter auch die Altmark, schwer verwüstet hatte.
Für Angern markierte dieses Ereignis den Beginn einer Phase der langsamen Wiederherstellung, in der sowohl die zerstörte Infrastruktur als auch die soziale Ordnung Stück für Stück wieder aufgebaut wurden. Die Bevölkerung war durch Krieg, Hunger und Flucht stark dezimiert, sodass die ökonomische Erholung lange Zeit nur schleppend verlief.
Eine Kirchenvisitation im Jahr 1650 dokumentierte den Zustand der Burg Angern und bestätigte die teilweise Wiederbewohnbarkeit der Anlage trotz der vorherigen Zerstörungen. Dieser Bericht ist ein wichtiges zeitgenössisches Zeugnis für den Beginn des Wiederaufbaus und der Normalisierung in der Region.
Die schwierigen Nachkriegsjahre waren geprägt von einem langsamen Prozess der Rekonstruktion, der sich sowohl in der baulichen Instandsetzung der Burg und der Siedlung als auch in der Wiederaufnahme landwirtschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten zeigte. Angern blieb dabei ein zentraler Ort für Verwaltung und Herrschaftsausübung in der Altmark.
Nach der Zerstörung der Burganlage Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert insbesondere durch den Einfall der Truppen Tillys im Jahr 1631 – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg, das Turmgewölbe sowie das angrenzende Tonnengewölbe erhalten. Aus diesen baulichen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der zwischen der ruinösen Burg und dem späteren barocken Schloss vermittelt.
Die Anlage umfasste drei Hauptbestandteile: ein zweigeschossiges Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude sowie den dazwischenstehenden, funktionslos gewordenen Turm, der architektonisch jedoch ins Ensemble eingebunden war und noch bewohnbare Räume beherbergte.
Das Haupthaus war ein einfacher Gutshofbau mit symmetrischem Rechteckgrundriss von etwa 20 × 10 Metern, mit 15 Fenstern und zweiflügeliger Eingangstür. Die Raumaufteilung zeigte eine klare funktionale Gliederung in Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungsbereiche, darunter eine große Speisestube mit grünkacheligem Ofen, eine Alkovenstube mit Kachelofen, Küche, Verwalterstube und Kornboden.
Der Turm diente als beheizbarer Wohnraum mit mehreren Zimmern, darunter eine Turmstube mit neun Butzenscheibenfenstern, Gardinen und eigenem Abtritt. Das untere Gewölbe wurde als Lagerraum für Textilien genutzt. Trotz des Verlusts seiner ursprünglichen Wehrfunktion blieb der Turm ein zentraler Bestandteil des Wohnensembles.
Das Nebengebäude, vermutlich in Fachwerkbauweise errichtet, bot Platz für Bedienstete oder ältere Familienmitglieder und war funktional mit Haupthaus und Turm verbunden. Auch ein kleines, separat stehendes Haus mit eigenem Zugang und Wirtschaftsbereichen wird in den Quellen genannt.
Die baulichen Merkmale zeugen von pragmatischer Wiederverwendung mittelalterlicher Substanz, kombiniert mit punktuellen Modernisierungen, wie der Erneuerung der Fenster und dem Einbau von eisernen Öfen mit keramischem Aufsatz. Die Inneneinrichtung, dokumentiert im Inventar (Rep. H Angern Nr. 409), zeigt eine gut ausgestattete Gutsherrschaft mit zahlreichen Möbeln, Küchen- und Tafelgeräten sowie umfangreicher Textilversorgung, die auf einen gehobenen, aber nüchternen Lebensstil schließen lässt.
Diese Wohnanlage spiegelt exemplarisch die Transformationsphase adliger Residenzen in der Nachkriegszeit wider – von der zerstörten mittelalterlichen Burg zum frühneuzeitlichen Gutshof mit funktionaler Anpassung an veränderte wirtschaftliche und soziale Bedingungen.
Bauhistorische Untersuchungen belegen die bauliche Kontinuität zwischen der mittelalterlichen Burg und dem barocken Schlossbau, insbesondere durch erhaltene Mauern, Kellergewölbe und originale Tür- und Fensterprofile.
Das Gut Vergunst blieb bis 1738 im Besitz des älteren Zweigs der Familie von der Schulenburg, wobei die Eigentümer meist nicht selbst in Angern wohnten. Die Verwaltung oblag Amtmännern.
Laut einem Dienstbuch des Gutes aus dem Jahr 1674 gehörten zu dieser Zeit sechs dienstbare Kossaten-Höfe in Angern zur Vergunst. Die Besitzer waren Heinrich Schmidt (Schulze), Heinrich Patze, Hans Bauer, Claus Cöppe und Hans Heinrich Triesmann. Ein weiterer Hof, vormals im Besitz von Carsten Müller, war zu diesem Zeitpunkt unbewohnt. Im Jahr 1676 übernahm Andreas Ritztorff diesen Hof, der weiterhin als „Müllers Haus“ bezeichnet wurde.
Die Kossaten leisteten umfangreiche Handdienste, darunter Mähen, Harken und Binden. Diese Arbeiten wurden regulär an zwei Tagen pro Woche verrichtet, während der Erntezeit sogar an drei Tagen. Wer über ein eigenes Gespann verfügte, konnte damit einen gesamten Wochendienst ableisten. Als Verpflegung erhielten die Kossaten warme Mahlzeiten wie Hirsegrütze, Rübenfleisch und Braunkohl sowie Bier, das in Fässern direkt auf die Felder geliefert wurde.
Im Winter waren die Kossaten für Reparaturarbeiten zuständig, darunter das Fällen von Holz, die Erneuerung von Lehmwänden sowie den Bau von Zäunen aus Haselruten.
Neben den Kossaten beschäftigte das Gut auch eigenes Gesinde und Tagelöhner. Darüber hinaus waren auch freie Untertanen verpflichtet, Handdienste zu leisten. Für ihre Arbeit erhielten sie Verpflegung, einschließlich warmer Mahlzeiten und Bier.
Im Jahr 1677 wurde auf dem Gut Vergunst eine neue Scheune errichtet, nachdem die alte Scheune im Winter eingestürzt war. Bereits Ende Januar begann der Transport von Eschenholz aus dem nahegelegenen Buktum.
In den darauffolgenden Monaten wurden im Ramstedter Forst Eichen gefällt und auf dem Gutshof bearbeitet. Die Baumstämme waren von beachtlicher Größe, was sich darin zeigt, dass an einem Tag zwei Gespanne lediglich drei Stämme transportieren konnten, während an einem anderen Tag vier Gespanne elf Stämme beförderten.
Im März wurde die alte Scheune vollständig abgerissen und das Bauholz von den Zimmerleuten zugeschnitten. Am 14. Mai versammelte man alle verfügbaren Männer, um die neue Scheune innerhalb von nur vier Tagen aufzurichten. Die Dorfgemeinschaft zeigte dabei eine bemerkenswerte Zusammenarbeit, unterstützt von den beiden Wassermüllern, dem Knecht des Pfarrherrn sowie den Handwerkern Meister Bemst, dem Schuster, und Meister Johann, dem Schneider. Dieses kollektive Engagement dokumentiert die soziale Verbundenheit und die gemeinschaftlichen Anstrengungen bei großen Bauprojekten im ländlichen Raum (vgl. Rep. H Angern Nr. 260).
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut".
Bis 11. Jahrhundert, 12. Jahrhundert, 13. Jahrhundert, 14. Jahrhundert, 15. Jahrhundert, 16. Jahrhundert, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert.