Der Palas der Burg Angern wurde um 1340 errichtet und bildet das zentrale Wohn- und Verwaltungsgebäude der Hauptburginsel. Sein Erdgeschoss ist vollständig tonnengewölbt, mit asymmetrischen Ziegelansätzen, bauzeitlichen Fensteröffnungen und einem original erhaltenen Umkehrgang. Die Außenmauern bestehen aus roh gebrochenem Feldstein, die Innenstruktur aus Ziegelmauerwerk – eine für hochmittelalterliche Wasserburgen der Altmark typische Kombination. Archäologische und bauhistorische Befunde belegen eine kontinuierliche Nutzung ohne barocke Überformung.
Der Palas der Burg Angern stellt ein herausragendes Beispiel hochmittelalterlicher Profanarchitektur in der norddeutschen Tiefebene dar. Seine bauliche Substanz, Funktionalität und strategische Lage innerhalb der Hauptinsel der Burg ermöglichen nicht nur eine detaillierte Rekonstruktion der ursprünglichen Raum- und Funktionsgliederung, sondern geben auch Einblicke in die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen adeliger Herrschaft im 14. Jahrhundert. Das vorliegende Dokument analysiert die baulichen Merkmale des Palas, insbesondere die Erschließungsstruktur durch die erhaltene Sandsteintreppe, und vergleicht sie mit ähnlichen Anlagen der Region.
Innenhof der Hauptburg von Angern mit Palas (KI generierte Rekonstruktion)
Raumstruktur und Gewölbeaufteilung im nördlichen Erdgeschoss des Palas von Burg Angern im 14. Jahrhundert. Die bauarchäologischen Befunde im Palasbereich der Burg Angern – darunter zwei original erhaltene Tonnengewölbe, ein vollständig integrierter Umkehrgang und ein historischer Treppenaufgang – ermöglichen eine präzise Rekonstruktion der Raumstruktur des Erdgeschosses um 1340. Vermauerte Fensteröffnungen in der Ostwand sowie die erkennbare Gliederung verschütteter südlicher Gewölberäume ergänzen das Bild. Die erhaltene Substanz dokumentiert eindrucksvoll die funktionale und sicherheitstechnische Planung eines hochmittelalterlichen Burgpalas im altmärkischen Raum.
KI Rekonstruktion des Palas Erdgeschosses der Kernburg Angern
Die Rüstkammer der Burg Angern um 1340 – Funktion, Lage und baugeschichtliche Einordnung.Die Rüstkammer zählte in jeder mittelalterlichen Burg zu den sicherheitsrelevanten Kernbereichen. Sie war kein Repräsentationsraum, sondern ein klar funktional definierter Ort für die Aufbewahrung und Pflege der Waffen, Rüstungen und sonstigen militärischen Ausrüstung. In der Burg Angern, einer kompakten Inselburg mit zentralem Palasbau, lässt sich ihre Lage mit hoher Wahrscheinlichkeit im südlichen Tonnengewölbe des Palas verorten – ein Bereich, der heute verschüttet, bauhistorisch aber eindeutig belegbar ist.
KI generierte Ansicht der Rüstkammer im südlichen Palas Erdgeschoss
Der Umkehrgang im Palas von Burg Angern: Befund und Einordnung. Der im westlichen Erdgeschoss des Palas erhaltene Umkehrgang mit 180°-Führung stellt ein selten dokumentiertes Beispiel hochmittelalterlicher Binnenerschließung dar. Die gewinkelte Gangführung verbindet zwei tonnengewölbte Räume auf gleichem Bodenniveau, ohne direkte Öffnung zum Innenhof oder eine lineare Passage. Die ungewöhnliche Wendung und die konsequente Einwölbung deuten auf eine gezielte Planung im Rahmen der ursprünglichen Baukonzeption um 1340 hin.
Umkehrgang in das nördliche Tonnengewölbe
Der Bau des Palas der Hauptburg Angern im 14. Jahrhundert folgte den regionalen Konventionen und technischen Möglichkeiten des norddeutschen Landadels. Die verwendeten Materialien und die innere Gliederung der Geschosse spiegeln dabei nicht nur praktische Überlegungen, sondern auch repräsentative und herrschaftliche Absichten wider. Besonders die Kombination aus massivem Bruchsteinmauerwerk, funktional gegliederten Tonnengewölben und gezielt eingesetzten Natursteinelementen deutet auf eine wohlüberlegte bauliche Planung hin, die sowohl defensive Anforderungen als auch repräsentative Wohnbedürfnisse berücksichtigen musste.