Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Kuno Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1923 in Magdeburg; † 1987 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Jurist und Mitglied der XXI. Generation der Familie von der Schulenburg. Kuno Wilhelm wurde als einziger Sohn von Sigurd-Wilhelm Graf von der Schulenburg  geboren.

Kindheit und Bildung:

  • Er besuchte das Gymnasium in Stendal und die renommierte Klosterschule Roßleben.
  • Nach dem Kriegseinsatz von 1942 bis 1945 und der Vertreibung seiner Familie aus Angern im Zuge der Bodenreform im Januar 1946 absolvierte er 1948 in Lemgo/Lippe das Abitur.

Nachkriegszeit:

Kuno war der einzige Sohn und befand sich bis Ende September 1945 in Kriegsgefangenschaft bzw. außerhalb der sowjetischen Besatzungszone. Seine Rückkehr wurde von der Familie mit großer Sorge erwartet. Am 24. August 1945 konnte er telefonisch Kontakt aufnehmen und kündigte seine baldige Heimkehr an. Am 27. August feierte die Familie seinen 22. Geburtstag in seiner Abwesenheit. Kurz darauf traf Kuno überraschend in Angern ein. Er war körperlich unversehrt geblieben und unterstützte seinen Vater in den folgenden Wochen in allen Bereichen des Betriebs. Kuno begleitete ihn unter anderem nach Stendal und Ellersell, nahm an forstwirtschaftlichen Besprechungen teil. Am 10. Oktober 1945, dem Tag der offiziellen Enteignung des Gutes Angern durch die sowjetisch gestützte Verwaltung der Provinz Sachsen, befindet sich Kuno gemeinsam mit seinem Vater in Stendal. Die Verkündung der Enteignung durch kommunistische Funktionäre erfolgt während ihrer Abwesenheit, was im Tagebuch dokumentiert wird. Die Familie darf “vorläufig als Gäste” im Schloss verbleiben.

Aus dem Tagebuch: "Am 10. Oktober – dem Tag, an dem man uns feierlich und mit eisiger Miene verkündete, dass wir „enteignet“ seien und „keinerlei Anrechte mehr“ hätten – war es Kuno, der an meiner Seite war. Gemeinsam waren wir an diesem Tag in Stendal, um Zigarren bei einem Kameraden abzuholen – eine letzte kleine Geste eines verlorenen Herrenstandes. Dass wir genau in diesem Moment nicht zu Hause waren, schien wie ein symbolischer Abschied von einer Welt, die unwiederbringlich verloren ging."

Geschwister:

Sigrid, die ältere Tochter, wird in späteren Aufzeichnungen (ab 1950) als gesundheitlich schwer beeinträchtigt beschrieben. Sie ist zu diesem Zeitpunkt in Düsseldorf in stationärer Behandlung aufgrund einer Nervenlähmung der Beine infolge einer Erkrankung des Tiefengefühls. 1945 lebt sie im Elternhaus in Angern und ist in Alltagsaufgaben eingebunden.

Irmintraut, die jüngere Tochter, ist 1945 aktiv im Haushalt und landwirtschaftlichen Betrieb involviert. Sie begleitet ihren Vater regelmäßig zu kirchlichen Veranstaltungen, bei der Traubenernte und bei Verwaltungsangelegenheiten im Dorf. Später wird sie die Übertragung des Tagebuchs aus der Handschrift ihres Vaters maßgeblich begleiten.

Berufliche Laufbahn:

  • Kuno arbeitete bis 1953 auf verschiedenen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben als Eleve und Verwalter.
  • Sein Studium der Rechtswissenschaften absolvierte er an der Universität Göttingen, wo er Mitglied des Corps Saxonia war.
  • Er studierte Jura an der Universität Göttingen, wo er beim Corps Saxonia aktiv war. 1958 wurde er Referendar und 1964 Assessor. 
  • 1958 wurde er Referendar und 1964 Assessor. Während dieser Zeit arbeitete er beim Amtsgericht Osterode/Harz, der Staatsanwaltschaft Augsburg und der Regierung Hannover.
  • Im November 1965 trat er in den Staatsdienst beim Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft in Frankfurt am Main ein. 1968 wurde er Regierungsrat, 1971 Oberregierungsrat und später leitender Regierungsdirektor.
  • Seit 1971 arbeitete er beim Bundesausgleichsamt in Bad Homburg v. d. Höhe.

Privatleben:

  • 1971 baute er ein Haus in Karben-Petterweil (Hessen), wo er mit seiner Familie lebte.
  • Kuno Wilhelm war mit Jutta von François verheiratet, der Tochter des Majors a. D. und Diplom-Chemikers Dr. phil. Götz von François und Erika, geborene Schliffer.
  • Gemeinsam hatten sie zwei Kinder: Alexander Friedrich Christoph II (*4.8.1968) und Isabella Marie Luise von Bentivegni (*2.3.1974)
Kuno Schulenburg Angern
Kuno Wilhelm Christoph Daniel Graf v.d. Schulenburg

Letzte Jahre:

Kuno Wilhelm Christoph Daniel starb am 18. Juli 1987 im Alter von 63 Jahren in Frankfurt am Main. Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Rückkehr seines Sohnes Alexander in die alte Heimat Angern erlebte er nicht mehr.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.