Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Daniel I. Reichsfreiherr von der Schulenburg (* 3. Juni 1538 in Altenhausen; † 6. November 1594 in Angern) lebte in einer Zeit bedeutender politischer und wirtschaftlicher Umbrüche in der Altmark und im Erzstift Magdeburg.

Am 29.09.1577 heiratete Daniel I. Ehrengard von Alten aus dem Hause Wilkenburg (* um 1556, † nach 1611). Diese Ehe verband zwei mächtige Adelsfamilien und festigte die Stellung der von der Schulenburg in der Altmark und darüber hinaus. Aus dieser Verbindung gingen fünf Kinder hervor, darunter:

  • Matthias V. von der Schulenburg (* 14. September 1578; † 16. Januar 1656 in Altenhausen), war ein einflussreicher Adliger, der als Oberhauptmann des Holzkreises und Landrat im Erzstift Magdeburg wirkte. Nach Studien in Helmstedt und Frankfurt/Oder sowie einer Kavalierstour durch Frankreich und Italien wurde er 1632 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Während des Dreißigjährigen Krieges musste er seine Güter mehrfach verlassen, was zu wirtschaftlichen Schäden führte, die nach seinem Tod 1656 zum Konkurs seiner Erben führten. Aus seiner Ehe mit Margarethe Schenk von Flechtingen gingen 17 Kinder hervor, darunter Gustav Adolf von der Schulenburg, ein bedeutender kurbrandenburgischer Geheimrat.
  • Henning III. von der Schulenburg (1587 – 01.09.1637), führte die Angern'sche Linie weiter und wurde bekannt für den Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Im 16. Jahrhundert erlebte die Region eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums, geprägt durch steigende Bevölkerungszahlen und eine erhöhte Nachfrage nach gewerblichen Produkten sowie handwerklichen Dienstleistungen.

Die Altmark galt im Mittelalter als wirtschaftsstarke Region, deren Kaufleute regen Handel betrieben. Die Städte der Region, insbesondere Magdeburg, waren Zentren des Handels und der Handwerkskunst. Magdeburg war bekannt für seine Fachwerkbauten, die bis ins späte 19. Jahrhundert hinein eine wichtige Rolle spielten. Der Magdeburger Markt, einer der bedeutendsten Handelsplätze der Region, bot eine große Vielfalt an Waren und trug zur wirtschaftlichen Stabilität der Altmark bei.

Die politische Struktur der Region war durch das Erzstift Magdeburg geprägt, das 1680 als Herzogtum Magdeburg an die Kurfürsten von Brandenburg fiel und 1816 in der preußischen Provinz Sachsen aufging, die bis 1945 bestand. In dieser Zeit war die Rolle des Landrats von zentraler Bedeutung. Als Landrat zu Magdeburg hatte Daniel I. von der Schulenburg die Aufgabe, die landesherrlichen Interessen zu vertreten, die Rechtsprechung zu überwachen und die Verwaltung der Region zu leiten. Seine Position als Landrat und seine umfangreichen Besitzungen in Altenhausen, Angern und Beetzendorf ermöglichten es ihm, erheblichen Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Altmark auszuüben.

Seine Position als Landrat und seine umfangreichen Besitzungen in Altenhausen, Angern und Beetzendorf ermöglichten es ihm, erheblichen Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Altmark auszuüben. 1565 wurde ihm der Titel des Reichsfreiherren verliehen, der seinen politischen und gesellschaftlichen Einfluss unterstrich.

Die Integration des Burghofs in Angern in den Familienfideikommiss nach dem Tod seines Bruders Jakob II. von der Schulenburg stärkte die wirtschaftliche Basis der Familie und trug zur Stabilität der regionalen Wirtschaft bei. Durch die Einführung fortschrittlicher landwirtschaftlicher Methoden, umfangreiche Rodungen und Siedlungsmaßnahmen leistete Daniel I. einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Altmark im 16. Jahrhundert. Dabei wurden nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden angewandt, die zur langfristigen Sicherung der Erträge führten und die landwirtschaftliche Produktivität der Region steigerten.

Quelle: Dietrich Werner Graf v.d. Schulenburg: "Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237–1983"

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.