Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Die Familiengeschichte des Hauses Angern nimmt seinen weiteren Lauf mit den Söhnen Henning Christophs v.d. Schulenburg: Heinrich Hartwig I (* 23.09.1677 auf Angern, nach anderen Quellen Staßfurth; † 17.06.1734 auf Angern) und Christoph Daniel I. Beide traten 1700 in den Dienst des Herzogs von Savoyen - dem Regiment, dessen Chef damals noch Matthias Johann v.d. Schulenburg war. Heinrich Hartwig verließ diesen als Hauptmann nach zwei Jahren und ließ sich in Angern nieder.

Gemeinsam mit seinem Bruder kaufte er 1712 das Dorf Mahlwinkel von seinem Oheim Matthias Daniel, verkaufte es aber 1723 wieder an seinen Oheim Joachim Rudolph, dem er auch das ihm durch den Tod von Matthias Daniel zugefallene Gut Schricke durch Kauf überließ. Nach dem Tode seines jüngsten Oheims Friedrich August 1718 erbte er das Gut und den Burghof in Angern. Besitzer von Angern-Vergunst und von Alt-Hanses Teil war Adolf Friedrich Graf von der Schulenburg. Zwischen beiden herrschte großer Unfriede, woraus unaufhörliche Prozesse entstanden, welche die gegenseitige Erbitterung aufs höchste steigerten.

Heinrich Hartwig verstarb am 17.06.1734 auf Angern. Sein Holzsarg sowie der seiner Frau Katharina Sopie befindet sich in der Familiengruft der Kirche Angern. Nach seinem Tod geriet der Besitz in Konkurs und das Gut wurde zum Verkauf gestellt. Christoph Daniel I. kaufte das Gut aus den Händen der Gläubiger zurück und ordnete umfangreiche Bauarbeiten an, darunter den Bau eines neuen Herrenhauses auf der zweiten Burginsel.

Heinrich Hartwig Schulenburg Angern

Heinrich Hartwig I von der Schulenburg

Eheschließung 1704 mit Katharina Sophie von Tresckow a.d.H. Nigripp (1688–1742). Heinrich Hartwig I hatte mit seiner Frau acht Söhne und eine Tochter, welche jung starb, während vier Söhne am Leben blieben und drei von ihnen den Stamm fortsetzten. Wie das Haus vor dem Bau des Schlosses ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Die Wohnverhältnisse waren zumindest für die Zeit üblich eng, und es lebten mehrere Dienstboten dort. Kinder mussten sich häufig Betten teilen, was auf die beengten Verhältnisse hinweist .

1. und ältester Sohn: Heinrich Hartwig II (*10.11.1705 zu Schricke; † 1754)

Nachfolger Christoph Daniels I als Chef seines deutschen Regiments in kgl. sardinischen Diensten wurde der älteste Sohn seines Bruders, Heinrich Hartwig II, der frühzeitig in das Regiment eingetreten war und als Generalmajor 1754 verstarb. Er war der letzte Schulenburg, der diese Charge innehatte. Er ging früh unter dem Namen Schulenburg v. Falkenberg in savoyische Dienste und trat ebenfalls in das v.d. Schulenburg'sche Regiment ein, wo er wie seine Vettern rasch befördert wurde. Der Venezianische Feldmarschall schreibt von ihm 1733: "Le Général (Christoph Daniel) a actuellement un neveu que les Piémontais louent extrêmement comme un poli garçon beau et bienfait parlant quatre langues et entant la fortification; il me l'enverra pour étudier ici et pour voir la Dalmatie et Corfou." Beim Abgang des Christoph Daniel erhielt er das v.d. Schulenburg'sche Regiment. In dem Patent als General-Major im Familienarchiv zu Salzwedel heißt er Heinrich Hartwig Schoulembourg v. Falkenberg. Auch sein Ölbild im Schloss zu Burgscheidungen ist verzeichnet als Schulenburg v. Falkenberg. Er war der letzte der Familie, der das vom Venezianischen Feldmarschall errichtete deutsche Regiment als Chef befehligte.

2. Sohn: Levin Friedrich III

Auch der nächste Sohn Heinrich Hartwigs I, Levin Friedrich III (*23.08.1708; † 27.12.1739), trat zunächst in sardinische Dienste, verließ sie aber schon als Hauptmann (Kapitän), nachdem ihm durch das Testament seines Großonkels Levin Friedrich I Gut und Schloss Burgscheidungen mit dem Rittergut Kirchscheidungen zugefallen war. Er vollendete den Ausbau des Schlosses (1733–1735) und des Hospitals. Die Vorsorge seines Großonkels hatte ihm nicht nur das Fideikommiss, sondern auch die Ehefrau verschafft. Porträts des Ehepaares befanden sich in Burgscheidungen und befinden sich heute in Angern. Aus der Ehe gingen außer zwei Töchtern zwei Söhne hervor, die den Stamm Burgscheidungen fortsetzten.

3. Sohn: Christoph Daniel II

Der dritte Sohn Heinrich Hartwigs I war Christoph Daniel II (*24.01.1712; † 10.09.1775), den sein gleichnamiger Onkel von der Nachfolge in das Fideikommiss Angern ausgeschlossen hatte. Er empfand diese Zurücksetzung tief und strengte einen Prozess gegen seinen Bruder an, den er in allen Instanzen verlor. Erst 1769 schloss er die Ehe mit Friederike Luise Henning, von der er inzwischen drei Kinder hatte, zwei Söhne und eine Tochter. Die Tochter heiratete einen Justizbeamten Schreiber in Wriezen. Mit dem älteren der Brüder erlosch die Nachkommenschaft Christoph Daniels II im Mannesstamm.

4. und jüngster Sohn: Alexander Friedrich Christoph. Mit ihm ging es weiter in der Stammreihe. 

Quelle:

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.