Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Matthias I von der Schulenburg (1410–1479) wurde im Jahr 1448 gemeinsam mit seinen Brüdern Busso und Bernhard durch einen Lehnbrief von Erzbischof Friedrich von Magdeburg zu einem rechten männlichen Lehen mit der Herrschaft Angern belehnt und begründete den jüngeren Zweig, der den Burghof in Angern besaß. Er war ein bedeutender kurbrandenburgischer Rat, Landeshauptmann der Altmark, Ritter und Herr auf Beetzendorf sowie Pfandinhaber von Altenhausen

Politische Ämter und Einfluss

Als Landeshauptmann der Altmark war Matthias I. von der Schulenburg eine zentrale Figur in der Verwaltung der Mark Brandenburg. Er diente unter den Kurfürsten aus dem Haus Hohenzollern, die sich im 15. Jahrhundert um die Zentralisierung der Markgrafenschaft bemühten. Seine Aufgaben umfassten die Verwaltung der Landstände, die Sicherung der Handelsrouten und die Durchsetzung des landesherrlichen Rechts. In dieser Zeit war die Altmark ein strategisch wichtiger Raum für Brandenburg, da sie als Bindeglied zwischen dem Kernland und den westlichen Gebieten des Kurfürstentums fungierte.

Besitz und Pfandherrschaft

Matthias I. sicherte den Familienbesitz durch die Verwaltung von Beetzendorf und die Pfandherrschaft über Altenhausen. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Gebiete lag vor allem in ihrer landwirtschaftlichen Nutzung und der Kontrolle über Handelswege. Die Pfandherrschaft über Altenhausen könnte eine Maßnahme zur finanziellen Absicherung oder eine Strategie zur langfristigen Expansion der Familie gewesen sein. Altenhausen blieb für die Familie Schulenburg über Generationen hinweg ein wichtiger Besitz.

Eheschließung und dynastische Verbindungen

Im Jahr 1453 heiratete Matthias I. von der Schulenburg Anna von Alvensleben (†1481), die Tochter von Ludolf II. von Alvensleben auf Calbe (†1437). Die Familie von Alvensleben war eine der einflussreichsten Adelsfamilien der Altmark und des Erzstifts Magdeburg. Die Ehe mit Anna von Alvensleben stärkte somit die Verbindung der Schulenburgs mit dem einflussreichen Magdeburger Erzbistum und sicherte deren regionale Vormachtstellung.

Nachkommen

Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor, darunter:

Die Kinder von Matthias I. spielten eine bedeutende Rolle in der Ausweitung des Familienbesitzes. Insbesondere die männlichen Nachkommen sicherten sich hohe Ämter in der brandenburgischen Verwaltung sowie im Militär.

Politischer Kontext und Bedeutung

Matthias I. lebte in einer Zeit des politischen Umbruchs. Die Mark Brandenburg wurde unter den Hohenzollern konsolidiert, und der Einfluss der alten Adelsfamilien war einem ständigen Wandel unterworfen. Während des 15. Jahrhunderts musste sich die Familie Schulenburg gegen andere Adelsgeschlechter wie die Bismarcks und die Alvenslebens behaupten. Durch strategische Heiraten, geschickte Verwaltung und enge Verbindungen zum brandenburgischen Hof gelang es Matthias I., die Macht und den Einfluss der Familie erheblich zu erweitern.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.