Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Bernhard XI. von der Schulenburg († 1500) war der Sohn des Stammvaters des jüngeren Zweigs Matthias I. Er war Herr auf Altenhausen, Angern und Beetzendorf

Bernhard XI. lebte in einer Zeit des Umbruchs, als die Mark Brandenburg unter der Herrschaft der Hohenzollern stand, die ihren Einfluss in der Region ausweiteten. Während dieser Periode war die Altmark ein bedeutendes Machtzentrum, in dem der regionale Adel zunehmend unter Druck geriet, seine Eigenständigkeit gegenüber den erstarkenden Landesfürsten zu behaupten.

Im 15. Jahrhundert befand sich die Altmark, in der Bernhard XI. von der Schulenburg lebte, im Spannungsfeld der aufstrebenden Macht des Kurfürstentums Brandenburg unter den Hohenzollern. Nachdem Kurfürst Friedrich I. aus dem Haus Hohenzollern 1415 von König Sigismund die Mark Brandenburg verliehen bekommen hatte, begann eine Phase der Konsolidierung und territorialen Expansion. Die brandenburgischen Kurfürsten bemühten sich, ihre Herrschaft über die Altmark zu festigen, während lokale Adelsfamilien, darunter die von der Schulenburgs, durch gezielte Heirats- und Bündnispolitik ihre eigene Machtstellung sicherten.

Diese Epoche war zudem durch eine zunehmende Zentralisierung der Verwaltung und den Ausbau der Landesherrschaft geprägt. Die wirtschaftliche Grundlage der Region bestand vor allem in der Landwirtschaft, wobei der Getreideanbau florierte und Handel über die Elbe in aufstrebende Städte wie Magdeburg betrieben wurde. Das Spätmittelalter war zudem von Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Adelsfamilien wie den von Alvensleben und von Bismarck sowie Konflikten mit dem Erzbistum Magdeburg geprägt, das versuchte, seinen Einfluss über die ostelbischen Gebiete auszudehnen.

Trotz dieser Herausforderungen gelang es der Familie von der Schulenburg, ihre Besitzungen in der Altmark zu festigen und mit strategischen Eheschließungen ihre Stellung als eine der bedeutendsten Adelsfamilien der Region weiter auszubauen. Insbesondere durch ihre Burgen und Herrensitze, darunter Beetzendorf und Altenhausen, konnte die Familie ihre wirtschaftliche und politische Stellung behaupten.

In erster Ehe war Bernhard XI. mit Adelheid von Bülow, Tochter von Werner von Bülow (vor 1446–1478), verheiratet. Diese Verbindung stärkte die familiären und politischen Bindungen der Schulenburgs zu anderen bedeutenden Adelsgeschlechtern. Aus dieser Ehe ging unter anderem Matthias III. von der Schulenburg hervor, der später die Besitzungen der Familie übernahm. In zweiter Ehe war Bernhard XI. mit einer Frau aus dem Haus von Bismarck verheiratet, diese Ehe blieb kinderlos.

Seine Besitzungen umfassten strategisch wichtige Ländereien in der Altmark. Altenhausen war ein bedeutendes Zentrum der Familie und spielte eine zentrale Rolle in der Verwaltung der umliegenden Gebiete. Angern, das sich südlich von Stendal befindet, war ebenfalls ein wichtiger Standort und blieb über Jahrhunderte im Besitz der Familie Schulenburg.

Durch seine enge Verbindung mit den bedeutendsten Adelsfamilien der Region und seine aktive Rolle in der Politik der Kurmark Brandenburg sicherte Bernhard XI. die Zukunft seiner Familie und ihrer Besitzungen. Er verstarb um 1500 und hinterließ ein stabiles Erbe, das von seinen Nachkommen weitergeführt wurde.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.