Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt.

Im Zuge der stockenden Bauarbeiten am Schloss Angern im Herbst 1737 zeichnete sich ein wachsender Finanzierungsbedarf ab, den Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg nicht ausschließlich aus eigenen Rücklagen decken konnte. In einem Schreiben vom 16. Oktober 1737 (Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 412, Nr. 2) ersuchte sein Verwalter Croon den Bauherrn um die Zuweisung von weiteren 100 Louis d’or, um ausstehende Zahlungen an Handwerker zu begleichen und Materialvorräte für den Frühjahrsbeginn 1738 anzulegen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Croon zugleich auf bereits zugesagte finanzielle Unterstützung durch Dritte verweist – namentlich durch den Fürsten von Dessau und den Leutnant von Wobersnow. Bei letzterem handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Christian Friedrich von Wobersnow (1708–1759), einen aufstrebenden preußischen Offizier im engeren Umfeld Leopold I. von Anhalt-Dessau („der alte Dessauer“), der später als Generalmajor und enger Vertrauter Friedrichs II. hervortrat. Um 1737 diente Wobersnow noch im Gefolge der Dessauer Schule und könnte in dieser Funktion als Mittelsmann einer Kreditgewährung oder Unterstützung durch das Haus Anhalt-Dessau agiert haben. Tatsächlich ist in der Bauabrechnung des Jahres 1734 (Gutsarchiv Angern, Rep. H Nr. 409, Blatt 10) die von Croon erwartete Zahlung über 100 Taler, die explizit als „assigniert vor Mr. Wopersnow“ verbucht ist – was seine direkte Einbindung in die finanziellen Abläufe zweifelsfrei belegt. eine Zahlung über 236 Taler und 18 Groschen belegt, die ausdrücklich „von Sr. fürstl. Durchlaucht zu Dessau“ stammt – vermutlich vermittelt über Wobersnow selbst. Im Folgejahr findet sich in den Bauausgaben eine Rückzahlung in Höhe von 256 Talern und 18 Silbergroschen, die „an des Fürst von Dessau hochfürstl. Durchlaucht“ assigniert wurde – eine Differenz von genau 20 Talern, die mit einem Zinssatz von rund 8,5 % eine plausible Verzinsung der erhaltenen Summe darstellt. 

Diese Geldbewegungen dokumentieren ein formal geregeltes, kurzfristiges Kreditverhältnis zwischen Christoph Daniel von der Schulenburg und dem Haus Anhalt-Dessau, das über Wobersnow abgewickelt wurde. Sie zeigen zugleich, wie tief Schulenburg in das Netzwerk hochrangiger preußischer und reichsweiter Adelsbeziehungen eingebunden war. Die Verbindung zum Fürsten Leopold I., einem der einflussreichsten Militärs und Politiker seiner Zeit, belegt, dass Schulenburgs Bautätigkeit nicht nur ein lokales Projekt, sondern ein Akt adliger Repräsentation mit strategisch abgesicherter Finanzierung war. Dass Croon im Herbst 1737 ganz selbstverständlich auf diese Beziehungen verweist, unterstreicht die praktische Relevanz solcher Patronageverhältnisse in der höfisch-militärisch geprägten Adelskultur des 18. Jahrhunderts.

In der Bauabrechnung des Jahres 1734 (Gutsarchiv Angern, Rep. H Nr. 409, Blatt 10) ist eine Zahlung über 236 Taler und 18 Groschen verzeichnet, die ausdrücklich „von Sr. fürstl. Durchlaucht zu Dessau“ stammt. Diese Summe stellt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gezielte finanzielle Unterstützung dar – sei es in Form eines Darlehens, einer Subvention oder als Ausdruck politischer Verbundenheit. Ergänzt wird dies durch einen weiteren Posten in Höhe von 100 Talern, der „vor Mr. von Wobersnow“ assigniert wurde. Letzterer – mutmaßlich Christian Friedrich von Wobersnow, ein junger Offizier im direkten Umfeld des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau – dürfte hier als Mittelsmann oder Vertrauter agiert haben.

Im Folgejahr kehrt sich der Geldfluss offenbar um: In der Ausgabenbilanz von 1735 (Gutsarchiv Angern, Rep. H Nr. 409, Blätter 25–28) erscheint eine Zahlung in Höhe von 256 Talern und 18 Silbergroschen, die „an des Fürst von Dessau hochfürstl. Durchlaucht“ assigniert wurde. Auch wenn der genaue Verwendungszweck in der Quelle nicht näher erläutert ist, legt der präzise Betrag nahe, dass es sich um die Rückzahlung des erhaltenen Betrags aus dem Vorjahr inklusive Zinsen handelte. Die Differenz von exakt 20 Talern entspricht einem effektiven Zinssatz von rund 8,5 %, was für kurzfristige Adelskredite dieser Zeit nicht ungewöhnlich war. Historisch lässt sich diese Zahlung eindeutig in jenes Beziehungsnetz einordnen, das Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg als hochrangiger Militär im Dienst des Königs von Sardinien und als altmärkischer Gutsherr mit den benachbarten Fürstenhäusern verband – in diesem Fall mit dem politisch und militärisch besonders einflussreichen Haus Anhalt-Dessau.

Politische, militärische und soziale Nähe

Denkbar ist, dass die Zahlung im Rahmen eines Konsens- oder Lehnverfahrens erfolgt ist, etwa zur Bestätigung von Besitzansprüchen bei der Übernahme von Angern und Vergunst. Allerdings legt die genaue Summe – 256 Taler und 18 Silbergroschen – nahe, dass es sich um die Rückzahlung eines im Vorjahr erhaltenen Betrags von 236 Talern und 18 Groschen handelte, ergänzt um Zinsen in Höhe von exakt 20 Talern. Diese Konstellation spricht für ein kurzfristiges Kreditverhältnis mit klarer Abwicklung innerhalb eines Jahres. Derartige Transaktionen waren im höfisch-adligen Kontext nicht ungewöhnlich und dienten häufig nicht nur finanziellen, sondern auch symbolischen Zwecken – etwa zur Bestätigung von Loyalität, zur Absicherung regionaler Bindungen oder als Mittel höfischer Gefälligkeit.

Immerhin verfügte Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau, der sogenannte „Alte Dessauer“, in seiner Rolle als Generalfeldmarschall des Reiches, enger Vertrauter Friedrich Wilhelms I. und langjähriger Militärreformer über weitreichende politische, militärische und administrative Autorität – nicht nur in Anhalt, sondern im gesamten mitteldeutschen Raum. Die Zahlung von ihm bzw. seiner Kasse dürfte damit auch Ausdruck eines bewusst gepflegten Verhältnisses zwischen dem sardinischen General Schulenburg und einem der einflussreichsten Akteure im damaligen Reichsgefüge gewesen sein (vgl. Hans-Joachim Schoeps: Der alte Dessauer. Das Leben des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau. Leipzig: Koehler & Amelang, 1963; Winfried Dotzauer: Geschichte des Reichskammergerichts 1495–1806. Köln u. a., 2003, S. 287–302, zum Lehnrecht und politischen Einfluss Anhalts).

Formal betrachtet war der Fürst von Anhalt-Dessau nicht territorial oder lehensrechtlich direkt für Angern zuständig – das Gebiet um Angern gehörte im 18. Jahrhundert zur Kurfürstlich Brandenburg-Preußischen Altmark und unterstand dem König von Preußen bzw. der dortigen preußischen Lehnshoheit, nicht dem Fürstentum Anhalt-Dessau. Dennoch sind die wechselseitigen Zahlungen zwischen Christoph Daniel von der Schulenburg und dem Fürsten Leopold I. von Dessau erklärbar – nicht aus formeller Zuständigkeit, sondern aus den folgenden politischen und strategischen Zusammenhängen:

  • Militärische und reichspolitische Rolle des Fürsten Leopold I.: Leopold I. von Anhalt-Dessau („der Alte Dessauer“) war seit 1741 Generalfeldmarschall des Heiligen Römischen Reiches und zugleich einer der ranghöchsten Offiziere in preußischem Dienst. Christoph Daniel von der Schulenburg stand ebenfalls im Reichs- wie auch ausländischem Militärdienst (als Generalleutnant in sardinischen Diensten) und agierte somit in einem vergleichbaren militärisch-höfischen Bezugsraum. Die Zahlung vom Fürsten an Schulenburg im Jahr 1734 in Höhe von 236 Talern 18 Groschen lässt sich daher als gezielte Förderung oder Kreditvergabe deuten – möglicherweise im Kontext militärischer Solidarität oder persönlicher Verbundenheit. Die Rückzahlung im Jahr 1735 in Höhe von 256 Talern 18 Silbergroschen, also exakt 20 Taler mehr, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit als Ausgleich inklusive Zinsen gewertet werden, was auf ein kurzfristiges, formal geregeltes Kreditverhältnis zwischen beiden Akteuren schließen lässt.
  • Patronage und politische Vermittlungsrolle: In der höfischen Praxis des 18. Jahrhunderts war es üblich, einflussreiche Nachbarn oder ranghöhere Offiziere bei Besitzübertragungen, Lehnsanfragen oder baulichen Großprojekten finanziell einzubinden – selbst wenn sie formal nicht zuständig waren. Die Zahlung an den Fürsten von Dessau kann daher auch als Teil einer solchen aristokratischen Patronagestrategie verstanden werden, die darauf abzielte, Schulenburgs Besitzansprüche in Angern-Vergunst (1734/35) politisch abzusichern oder die Unterstützung bei administrativen Prozessen, etwa der Einbindung in ein Fideikommiss, zu honorieren.
  • Kulturelle Nähe und Einflussraum: Das Haus Anhalt-Dessau strahlte weit über seine Landesgrenzen hinaus kulturellen, politischen und militärischen Einfluss aus. Christoph Daniels Zahlungen spiegeln somit auch eine gezielte Annäherung an einen der mächtigsten Akteure im mitteldeutschen Raum wider. Die wechselseitigen Transaktionen zwischen Schulenburg und dem Fürstenhaus Anhalt-Dessau stehen exemplarisch für das komplexe Netzwerk höfischer Beziehungen, in dem Loyalität, Kreditvergabe und symbolische Vergütung eng miteinander verwoben waren – und in dem strategische Bindungen mitunter ebenso wichtig waren wie formale Zuständigkeiten.

Stilistische Nähe zu Schloss Mosigkau

Diese Verbindung gewinnt zusätzliche Relevanz im Hinblick auf die stilistische Nähe des späteren Schlosses Angern zu Schloss Mosigkau, das ab 1752 für Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau errichtet wurde. Zwar fehlen direkte Hinweise auf eine architektonische Kooperation, doch die Kombination aus symmetrischer Dreiflügelanlage, repräsentativem Mittelrisalit, axialer Gartenanbindung und barock-rokokoider Innenausstattung spricht für kulturelle Wechselwirkungen im mitteldeutschen Raum, in denen auch adlige Bauherren außerhalb der unmittelbaren Dynastiehöfe – wie Schulenburg – beteiligt waren.

Diese Verbindung gewinnt an Tiefe, wenn man die architektonische Gestaltung des Schlosses Angern mit der etwas später entstandenen Anlage in Mosigkau vergleicht. Schloss Mosigkau – errichtet zwischen 1752 und 1757 für Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau – weist eine ähnliche Struktur auf: eine symmetrische Dreiflügelanlage, repräsentative Gartenfront, klare barocke Gliederung mit Übergang ins Rokoko. Auch in Angern war ein dreiflügeliger Grundriss mit sieben Achsen, Ziegelwalmdach und axialer Gartenzugang geplant – nach einem Entwurf von Landbaumeister Friedrich August Fiedler, der in Magdeburg wirkte .

Ob eine direkte stilistische Einflussnahme oder gar eine gemeinsame Planungs- oder Baupraxis innerhalb des anhaltischen Wirkungskreises bestand, lässt sich zwar nicht sicher belegen – doch die Ähnlichkeit der architektonischen Konzeption und die belegte finanzielle Verbindung zu Dessau legen eine kulturelle Nähe oder wechselseitige Orientierung nahe. Insofern steht das Schloss Angern nicht nur ökonomisch, sondern auch künstlerisch im Spannungsfeld zwischen adeliger Eigeninitiative und fürstlicher Vorbildwirkung.

Der Vergleich mit dem ab 1752 errichteten Schloss Mosigkau bei Dessau legt nahe, dass sich die Inneneinrichtung des Schlosses Angern stilistisch in unmittelbarer Nähe zu diesem bedeutenden spätbarocken Bau bewegt. Beide Anlagen teilen nicht nur den Grundtypus der symmetrischen Dreiflügelanlage, sondern weisen auch im Interieur deutliche Überschneidungen auf, was Farbgebung, Möblierung, textile Ausstattung und dekorative Ordnung betrifft. So ist für Angern in der Inventarliste von 1752 etwa belegt:

  • Wände mit Damast- oder Brokat-Tapeten (z. B. grün damasten oder grün-brocadell),
  • Leinwandgardinen mit Falbalas, vielfach in grün-weiß oder blau-weiß gestreifter Ausführung,
  • oval gerahmte Spiegel, Nußbaum- und Tannenholzmöbel,
  • stark dekorierte Betten à la Duchesse mit bestickten Stoffen und Fransen,
  • zahlreiches porzellanernes und bemaltes Interieur, darunter auch italienische und chinesische Motive,
  • Supraporten und Malereien mit ländlichen, exotischen oder allegorischen Szenen,
  • eine Rokoko-inspirierte Enfilade entlang der Gartenfront, mit durchgestalteten Übergängen zwischen Saal, Logierzimmer, Bibliothek und Waffenkabinett.

Auch im Schloss Mosigkau dominieren helle, textile Wandbespannungen, sorgfältig proportionierte Räume mit zierlicher Stuckatur, leichtes Mobiliar, Porzellan, vergoldete Supraporten, chinesische Chinoiserien und klassisch komponierte Interieurs – allerdings mit einem merklich stärkeren Einschlag des Rokoko, besonders in den Ornamentformen und der Farbwahl (Rosa, Türkis, Gold, Hellgrün).

Angern hingegen scheint auf Grundlage des 1752er Inventars eine stilistische Zwischenposition zwischen spätem Barock und frühem Rokoko einzunehmen – mit etwas kräftigerer Farbigkeit, soliderem Mobiliar und stärkerer Anbindung an höfisch-militärische Repräsentation (Bibliothek, Waffen- und Uniformensammlung).

Die Ähnlichkeit beider Interieurs legt nahe, dass Christoph Daniel von der Schulenburg mit seiner Einrichtung am selben ästhetischen Diskurs teilnahm wie der fürstliche Hof in Dessau. Dies könnte durch persönliche Kontakte – etwa über die belegte Zahlung an den Fürsten von Dessau – oder durch gemeinsame Kunsthandwerker, Lieferanten oder stilistische Orientierung im mitteldeutschen Raum vermittelt worden sein. Schloss Angern erscheint somit als privater, aber kultiviert ambitionierter Reflex höfischer Repräsentationsformen, wie sie auch in Mosigkau ihre Entsprechung fanden.

Quellen zu Schloss Angern

  • Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 76 (Generalinventar 1752): Vollständiges Inventar der Innenräume von Schloss Angern, erstellt durch Sekretär Ernst August Brieres. Enthält detaillierte Angaben zu Tapeten, Möbeln, Betten, Gardinen, Gemälden, Waffen und Porzellan.

  • Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 409, Blatt 10 und Blätter 25–28: Detaillierte Ausgaben- und Einnahmenbilanz der Jahre 1735 bis 24. Mai 1737, angelegt für das Bauprojekt von Christoph Daniel von der Schulenburg. Enthält Einzelposten zu Kapitalien, Zinsen, Handwerkern, Materialkosten, Reise- und Lehensgebühren sowie familiären und repräsentativen Ausgaben. Diese Quelle erlaubt keine Aussagen zur Inneneinrichtung, ist aber essentiell für die Einordnung des Baufortschritts, der Finanzierungsweise und der Verbindung zum Fürsten von Dessau (Zahlung von 256 Talern, 18 Sgr.).

  • Gutsarchiv Angern, Rep. H Angern Nr. 412, Nr. 2

Quellen zu Schloss Mosigkau

  • Katrin Fröhlich (Hrsg.): Schloss Mosigkau – Rokokojuwel bei Dessau, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002: Umfangreiche Darstellung der Baugeschichte, Innenräume und Ausstattung von Schloss Mosigkau; viele Raumaufnahmen und Farbdokumentationen.

  • Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Band Anhalt-Dessau, Halle 1894: Enthält frühe Beschreibungen der Ausstattung und des architektonischen Konzepts von Schloss Mosigkau.

  • Stiftung Dessau-Wörlitz (Hrsg.): Schloss Mosigkau – Inventare und Dokumente, Edition 2011 (interner Gebrauch der Kulturstiftung): Verzeichnet Inventarstücke, Raumfunktionen und teilweise originale Möbel der 1750er Jahre; interne Archivquelle.

  • Hans-Joachim Schoeps: Der alte Dessauer. Das Leben des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau. Leipzig: Koehler & Amelang, 1963; Winfried Dotzauer: Geschichte des Reichskammergerichts 1495–1806. Köln u. a., 2003, S. 287–302 (Abschnitt zur Lehnspflichtigkeit in Anhalt und benachbarten Territorien).
Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg im Sommer 1631 durch den Einfall des Holk'schen Regiments – blieben das Erdgeschoss es Palas und der Turm mit mehreren Etagen sowie auch die Tonnengewölbe neben dem Turm erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste laut Quellenbefund drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Baupolitik, Raumordnung und Repräsentation auf dem Rittergut Angern um 1734 – Eine Analyse des "Pro Memoria" Christoph Daniel von der Schulenburg im Kontext vergleichbarer Gutsherrschaften. Das Gutsarchiv Angern überliefert mit 31-Punkte umfassenden "Pro Memoria" von 1734 (Rep. H Angern Nr. 409) ein einzigartiges Zeugnis adliger Planungspraxis im 18. Jahrhundert. Christoph Daniel von der Schulenburg, königlich sardischer General und Besitzer des Ritterguts Angern, skizziert darin die umfassende Neugestaltung seiner Besitzung. Das Dokument gewährt Einblick in eine administrative Rationalisierung, ästhetisch-repräsentative Raumgestaltung und die materiellen wie sozialen Strukturen eines barocken Gutes. Im Folgenden wird dieses Bauprogramm analysiert und mit zeitgleichen Gutsherrschaften in Brandenburg-Preußen und Norddeutschland verglichen.
Finanzielle Lasten und Investitionsprioritäten beim Schlossbau in Angern – Eine Analyse der Ausgabenbilanz von 1737. Die Ausgabenbilanz vom 24. Mai 1737 stellt ein aufschlussreiches Dokument über die ökonomischen Rahmenbedingungen und Prioritätensetzungen während der frühen Phase des barocken Schlossbaus in Angern dar. Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg , der damalige Besitzer des Ritterguts, ließ die Anlage ab 1735 unter erheblichen finanziellen Aufwendungen neu errichten. Die Bilanz verzeichnet zwischen 1735 und Mai 1737 Gesamtausgaben in Höhe von 22.026 Talern, 16 Silbergroschen und 8 Pfennig , von denen 9.100 Taler explizit als baugebundene Ausgaben ausgewiesen sind.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.