Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Edo Friedrich Christoph Daniel, geb. 27.04.1816 in Angern, gest. 06.08.1904 in Angern, wurde 1821 dritter Fideikommissherr auf Angern. Edo war einziger Sohn des Magdeburger Regierungspräsidenten Friedrich Graf v.d. Schulenburg aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Braunschweigischen Landdrosten, Auguste Luise Adolphine von Cramm. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm III. eine Patenstelle.

Nach dem Tod seines Vaters 1821 war Edo erst fünf Jahre alt. Seine Mutter heiratete erneut, und das Gut wurde während seiner Kindheit von einem Vormund verwaltet. Bis zu seinem 13. Lebensjahr wurde Edo im Hause der Mutter erzogen (Gut Volkersheim im Braunschweigischen). Von 1828 bis 1830 besuchte er das Domgymnasium zu Magdeburg, ab 1830 die Ritterakademie Brandenburg bis zum Reifezeugnis. 1834–1838 studierte Edo in Berlin und Bonn Rechtswissenschaften. Danach führten ihn Studienreisen nach Norwegen, Schweden und England. Im Juli 1838 begann er seine Beamtenlaufbahn und wurde 1839 als Auskultator am Kammergericht in Berlin vereidigt. Ende 1840 wechselte er an das Land- und Stadtgericht Wolmirstedt, wurde aber schon Anfang 1841 auf eigenen Antrag aus dem königlichen Justizdienst entlassen, um als Fideikommiß- und Majoratsherr die Bewirtschaftung seiner Güter zu übernehmen. 

1841 begann er mit der Umgestaltung des Schlosses Angern, das in den Jahren zuvor erheblich gelitten hatte. Edo ließ das Herrenhaus im damals beliebten „römischen Villenstil“ umbauen und renovierte das Innere des Gebäudes vollständig. Der Park wurde als englischer Landschaftspark neu gestaltet und mit einem bemerkenswerten Fächerbeet versehen. Darüber hinaus trug er durch den Erwerb angrenzender Grundstücke und umfassende Modernisierungsmaßnahmen zur Erweiterung und Verbesserung der Ländereien bei. Durch Ankauf angrenzender Grundstücke, insbesondere des Vorwerks Ellersell, konnte er sein Gut Angern bedeutend vergrößern.

1846 wurde er zum Kreisdeputierten im Kreis Wolmirstedt gewählt. Nach kurzer Vorbereitungszeit übernahm er im Oktober 1852 zunächst kommissarisch die Verwaltung des Landratsamtes Wolmirstedt; Anfang 1854 wurde er zum Landrat ernannt und übte dieses Amt bis Ende 1869 aus. Während dieser Zeit gehörte er als Abgeordneter der Ritterschaft dem Sächsischen Provinzial-Landtag in Merseburg an (1856–1868). 1863 vertrat er Bedenken der Königlichen Regierung zu Berlin gegen die Errichtung einer Bahnlinie von Helmstedt über Neuhaldensleben und Wolmirstedt nach Berlin und lud im Gegenzug im Oktober 1864 zu einer Versammlung aller der Personen im Kreis Wolmirstedt ein, welche die „Vorteile einer direkten Kanalverbindung mit Weser und Rhein unserer Gegend zu verschaffen wünschen“. In einem Bericht der Magdeburger Regierung an den Innenminister (1870) wurde betont, daß S. „die Wahrnehmung der Rechte seiner Kreiseingesessenen mit den Pflichten eines königlichen Beamten voll zu vereinigen gewußt“ habe.

Nachdem Edo bereits 1859 seinen Abschied als Rittmeister in der Landwehr genommen hatte, beteiligte er sich im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 am französischen Feldzug als Ehrenritter des Johanniterordens bzw. als Delegierter der freiwilligen Kranken- und Verwundetenpflege. Er wurde mehrfach militärisch ausgezeichnet. Seit 1871 war er der Vertreter des alten und befestigten Grundbesitzes im Herzogtum Magdeburg im Preußischen Herrenhaus, von 1875 an Mitglied der sächsischen Provinzialsynode. Er widmete sich auch späterhin der Bewirtschaftung seiner Güter (Quelle).

Hoch geehrt starb er im Alter von 88 Jahren 1904 in Angern.

Ehefrau: 1841 Helene v. Schöning, Tochter des Kgl. preuß. Oberstleutnants u. Hofmarschalls Kurt Wolfgang v. Schöning auf Jahnsfelde u. der Charlotte geb. v. Bornstedt. Ihr verdankt die Kirche in Angern verschiedene Stiftungen, wie 1883 den Taufstein aus Terrakotta, und anlässlich der goldenen Hochzeit am 27. Juni 1891 wurden die Abendmahlsgefäße von der gesamten Familie gestiftet. (6 Söhne, 2 Töchter, von denen 2 Söhne und beide Töchter im Kindesalter starben). 

Helene Schoening Schulenburg Angern  Edo Schulenburg Angern

Söhne des Edo Friedrich Christoph Daniel und der Helene v. Schöning:

1. Sohn: Graf Friedrich Wilhelm Christoph Daniel (*1843, +1921) war ein deutscher Landrat und Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen trat er in den preußischen Staatsdienst ein und war unter anderem Landrat der Kreise Eckartsberga und Wolmirstedt. 1904 übernahm er das Fideikommiss Angern von seinem Vater. Er war verheiratet mit Luise von Angern-Stilcke und hatte vier Kinder, darunter Sigurd-Wilhelm, der das Gut Angern bis zur Enteignung 1945 führte. 

2. Sohn: Graf Kurd Karl Adalbert (*1846, +1921) studierte nach dem Besuch der Klosterschule Roßleben Forstwissenschaft. Als Secondeleutnant der Res. im Dragoner Regiments 12 nahm er an zahlreichen Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 teil. 1879 wurde er Oberförster in Oderhaus im Oberharz, 1888 Forstmeister in Kassel und 1900 Kgl. preuß. Geh. Regierungs- und Forstrat mit dem Wohnsitz in Kassel. Siehe auch: Verzichtserklärung des Kurd Karl Adalbert von der Schulenburg an das Erbfolgerecht auf Angern im Gutsarchiv Angern (H 13, Nr. 443 Gesamtfamilie Allgemeines).
Ehefrau: 1879 Luise Raab, Tochter des Philipp R., Bürgers zu Eschborn, u. der Susanne geb. Heergott (2 Söhne, 3 Töchter).

3. Sohn: Graf Oskar Heinrich Hartwig (*1866, +1949 in Parey) studierte nach dem Besuch der Klosterschule Roßleben Jura in Lausanne, Leipzig und Berlin, wurde 1890 Referendar und war seit 1896 als Assessor beim Amtsgericht Genthin tätig. Als Amtsgerichtsrat, nach seinem Abschied als Rechtsanwalt, lebte er später in Berlin und siedelte im Zweiten Weltkrieg nach Parey, Bez. Magdeburg, über, nachdem seine Berliner Wohnung durch Bomben zerstört war. Er starb im 83. Lebensjahr an den Folgen eines Schlaganfalls.
Ehefrau: I. Heirat 1895 mit Clara Helene Kusenberg in Berlin. Die Ehe wurde 1906 geschieden. Sie heiratete 1928 in einer zweiten Ehe Viktor Graf v. Voß, Waren i. Meckl. 9.8.1936.
Ehefrau II. Heirat in Emden am 18.8.1906 mit Freya Augusta Rosenkrantz (*1882 in Dresden, +1967 in Berlin).

Literatur: BioJb 9, 1904; Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der Schulenburg, Bd. 2, 1847, 657; Georg Schmidt, Das Geschlecht von der S., Bd. 2: Stammreihe Beetzendorf, 1899, 714f. (*B); Dietrich Werner Graf v.d. Schulenburg, Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237-1983. Gothasches Genealogisches Tb. der Gräflichen Häuser 1905, 787; Walther Hubatsch (Hg.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte, Reihe A, Bd. 6, 1975, 92.
Geheimes StA Berlin: Rep. 77, Nr. 5121; LHASA: Rep. C 28 Ib Nr. 454, 605 I, 605 III, 701 I, 701 III, 702; LHASA: Rep. C 30 Landratsamt Wolmirstedt Nr. 388, 408.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.