Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1843 in Angern; † 1921) war Sohn des Edo Friedrich Christoph Daniel (1816-1904) und der Helene, geb. v. Schöning. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm IV. die Patenstelle.

Ausbildung und Militärdienst:

Karriere:

  • Nach seinem Assessorexamen im Jahr 1874 war er als Staatsanwalt in Spandau tätig und später als Kreisrichter in Landeck.
  • 1878 wurde er Landrat des Kreises Eckartsberga.
  • 1897 übernahm er die Position des Oberpräsidialrats in Hannover, bevor er 1903 Landrat des Kreises Wolmirstedt wurde. Dieses Amt hatte er bis 1914 inne.

Privatleben:

Friedrich-Wilhelm Christoph heiratete am 14. Juli 1880 Luise Karoline Friedericke Melanie von Angern-Stilcke (* 19. August 1859 in Wülfingerode; † 3. Oktober 1895 ebenda), eine Tochter von Kuno Friedrich Gustav Karl von Angern-Stilcke (1829–1907), letzter männlicher Nachkomme derer von Angern-Stilcke, und Melanie Laura Esthritha Caroline, geb. Gräfin Hue de Grais (* 1837, Schwester von Robert Hue de Grais). Die Trauung fand in Wülfingerode statt, wo die Freiherren von Angern-Stilcke ein Rittergut besaßen, das leider 2004 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. 

schloss-wuelfingerode

Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

  • Edith (* 15. September 1881 in Kölleda; † 6. November 1970 in Göttingen) war mit dem Landrat Wilhelm von Bismarck verheiratet.
  • Sigurd-Wilhelm (* 26. September 1882 in Kölleda; † 9. Juni 1956 in Alfeld (Leine)) war mit Paula Kreplin verheiratet. Nach dem Tod seines Vaters schied er aus dem Staatsdienst aus und übernahm 1921 den Fideikommiss Angern. Er war Schriftsteller und Mitglied der Bekennenden Kirche. 1945 wurde er mit seiner Familie im Zuge der Bodenreform aus Angern ausgewiesen.
  • Gisela (* 10. Mai 1886 in Kölleda; † 23. Oktober 1972 in Neubeuern) war mit Hans Graf von Wintzingerode verheiratet. Nachdem ihr Mann 1914 im Ersten Weltkrieg gefallen war, verwaltete sie den Fideikommiss Bodenstein für ihren unmündigen Sohn. Sie war ebenfalls ein engagiertes Mitglied der Bekennenden Kirche und bot während der NS-Zeit auf der Burg Bodenstein der kirchlichen Opposition einen Treffpunkt. 1945 wurde die Familie Wintzingerode im Zuge der Bodenreform vertrieben.
  • Ilse (* 27. Februar 1891 in Kölleda; † 9. April 1928 in Wülfingerode) blieb unverheiratet und wurde Krankenschwester. Während des Ersten Weltkriegs richtete sie auf dem Gut Wülfingerode ein Lazarett ein.

Luise Karoline Schulenburg Angern Fritz Schulenburg Angern

Letzte Jahre und Erbe:

  • Nach seinem Rückzug aus dem öffentlichen Dienst verbrachte Friedrich Wilhelm seine letzten Lebensjahre auf dem Familiensitz in Angern.
  • Er starb 1921, und sein Sohn Sigurd Wilhelm übernahm die Verwaltung des Guts.

Weiterführende Informationen: Wikipedia-Artikel zu Fritz von der Schulenburg

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.