Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Die Denkmalpflege am Schloss Angern steht exemplarisch für den Umgang mit einem historischen Bauensemble, dessen Substanz über Jahrhunderte hinweg verschiedenen Nutzungen, Zerstörungen und Überformungen unterlag. Ziel der konservatorischen Arbeit war und ist es, sowohl die mittelalterlichen wie auch barocken Schichten des Schlosses zu sichern, sichtbar zu machen und in ein ganzheitliches Nutzungskonzept zu überführen.

Schloss Angern ist im Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt (Bd. 10.2, 2001, S. 25) als denkmalgeschützter Schlossbereich mit zugehörigem Landschaftspark geführt. Die Bedeutung einzelner mittelalterlicher Baubefunde, wie das Tonnengewölbe oder die Schießscharte im Ostflügel, wurde im Rahmen aktueller baugeschichtlicher Untersuchungen hervorgehoben (vgl. Publikation 'Angern' 2022). Die barocken Elemente, insbesondere die Fassadengliederung, das Raumkonzept und die Innenausstattung, wurden als seltenes Beispiel eines ländlichen Herrenhauses im Rokokostil mit klassizistischen Überformungen bewertet. Die barocken Elemente, insbesondere die Fassadengliederung, das Raumkonzept und die Innenausstattung, werden als seltenes Beispiel eines ländlichen Herrenhauses im Rokokostil mit klassizistischen Überformungen bewertet.

Neben konservatorischen Aspekten wurde das Schloss auch unter denkmalpädagogischen Gesichtspunkten erschlossen. Dies umfasst die Dokumentation vorgefundener Ausstattungsreste, wie textile Wandbespannungen, grün glasierter Ofenkacheln aus dem 17. Jahrhundert oder originale Eisenbeschläge an Innentüren, aber auch die historische Erschließung der Gartenanlage. Die Anlage eines rekonstruierten Fächerbeets aus dem Jahr 1845, wurde 2022 mit Mitteln der v. Hickeldey-Stiftung und der Stiftung Preußisches Kulturerbe unterstützt. Auch das fragmentarisch erhaltene Tonnengewölbe der Vorburg wurde im Rahmen der Sanierung gesichert.

Die Restaurierung des Schlosses erfolgt unter der Prämisse der Reversibilität und der behutsamen Annäherung an den Ursprungszustand. Dabei kommen traditionelle Handwerkstechniken ebenso zur Anwendung wie moderne restauratorische Methoden. Die erhaltene barocke Stuckdecke im Gartensaal wurde im Jahr 2004 konservatorisch gesichert und in Teilbereichen retuschiert. Auch die Fensteranlagen wurden unter Beachtung historischer Fensterteilungen und Rahmenprofile erneuert.

Insgesamt zeigt die Denkmalpflege am Schloss Angern die Möglichkeiten eines methodisch reflektierten Umgangs mit einem vielschichtigen Bauwerk. Durch die Verbindung von Forschung, Restaurierung und Vermittlung gelingt es, das historische Ensemble nicht nur zu erhalten, sondern auch einem öffentlichen Bewusstsein zugänglich zu machen.

Quellen

  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.2: Ohrekreis II., 2001, S. 25
    Fliegenkopf Verlag, Halle (Saale) 2001, ISBN 3-910147-71-2. 
  • Publikation Angern 2022, S. 14–20
Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.